Diskussion2: Angelika
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[ Diskussion1: Annette | >Diskussion2: Angelika< ]


Hallöle,

im Gegensatz zu Kai macht mich die Auseinandersetzung mit Hegel immer richtig wach. :-))))

Nachdem mir Annette methodisch "recht" gegeben hat, ich aber auf etwas ganz anderes hinauswollte, will ich noch auf Problemchen des Textes aufmerksam machen:

Kai Froeb composed at 19.11.1999:

>Hegel beansprucht immer nur Wahrheit relativ zu den Gründen die er angibt.

Aber die Gründe sind spekulativ. Seine Philosophie baut auf einer List der Vernunft.

Der absolute Geist ist das Resultat und Hegel zeichnet sein Werden aus der Identität von reinem Sein und reinem Nichts nach.

Er konstruiert einen Anfang, der aber selbst nicht voraussetzungslos ist, da Hegel ja selbst an die Philosophie vor ihm anknüpft.

Insofern ist es wichtig, selbst die relative Wahrheit, die nur auf spekulativer Begründung aufbaut, zu hinterfragen.

Jeden Übergang kannst du danach befragen, inwiefern (was interessanter ist als die Frage nach dem "ob") er notwendig ist oder nicht.

Mir stellt sich hier die Frage, ob der "Übergang" hin zu einer neuen Entwicklungsstufe führt. Wenn nicht, dann schlägt ein Begriff in sein Gegenteil um und es setzt Regression/Unvernunft ein, bis der Geist einen neuen Anlauf macht und diesmal einen Übergang schafft, der ihn auf neue Stufe hebt.

Wonach bemisst Hegel "Notwendigkeit"?

Er verknüpft Notwendigkeit und Vernunft, d.h. für ihn setzt sich notwendigerweise die Vernunft durch.

Hegels Ausführungen sind keine "Versicherungen" (im sinne von: ich versichere dir, dass.. / glaubt mir, ...) sondern wollen nachvollzogen, nachgedacht, nachgeprüft werden.

Im Nachvollzug weißt du dann um ihre relative Berechtigung.

Was bedeutet "relative Berechtigung"?

"2.
Manche Übergänge sind also stärker, andere schwächer."

Worauf bezieht sich "stärker" oder "schwächer"? woran wird das bemessen? Und was für eine Bewandtnis haben sie?

"Aus manchem lassen sich also auch andere Übergänge gewinnen, konstruieren, wie es ja auch Hegel selbst (und seine Nachfolger, denke etwa an Rosenkranz) vorgeführt hat (/ haben)."

Bringe doch dazu bitte noch ein paar Beispiele. Das "andere" des Überganges, der Entwicklung steht in Widerspruch zu dem Einen, das ja die Vernunft repräsentiert. Damit stünden sich Vernunft und Unvernunft gegenüber.

"Ich komme gleich noch darauf. Aber hier zunächst einmal: angenommen an einer Stelle geht nur ein Übergang, er ist absolut notwendig, wasserdicht begründet usw."

Die "absolute Notwendigkeit" gibt es nach Hegel nicht, da Notwendigkeit und Freiheit sich wechselseitig bedingen.

"Was wäre das Problem?"

Für mich, ob die Notwendigkeit ein entfremdeter gesellschaftlicher Zwang ist - oder ob die Notwendigkeit uns "dem Reich der Freiheit" näher bringt.

Wäre da die Kritik, dass es da keine "Möglichkeitsfelder" (bzw. nur solche in Übereinstimmung mit dem Begründeten) gäbe, nicht abstrakt und letztlich irrelevant?

Du argumentierst hier mit dem Aufstieg vom Abstrakten zum Konkreten. Das Konkrete hat sich vernünftig / relevant und notwendigerweise durchgesetzt, d.h. das Abstrakte und die Möglichkeitsfelder, die darin lagen, hinter sich gelassen.

"Umgekehrt, wenn es eine andere Möglichkeit gibt, dann gilt der behauptete Übergang an der betreffenden Stelle ja gar nicht absolut. Es lässt sich also, zumindest im nachhinein zeigen, dass in der angeblich absoluten Absicherung dieses Überganges ein Mangel steckte."

Das kommt wieder darauf an, mit welchen Vernunftbegriff wir die Geschichte untersuchen. Wir dürfen Hegels Konzeption der bürgerlich-christlichen Geschichte nicht vergessen.

Je nach Stelle im System und nach Thema überhaupt sind sie sehr unterschiedlich,

Weil der absolute Geist sich in mannigfacher Weise entwickelt. D.h. in der Ästhetik anders als in der Logik.

"(manche übrigens auch ungenügend und dokumentieren damit für den Mitdenker Probleme von Hegel an den betreffenden Stellen).

b)

Es lassen sich mindestens zwei (es müssten eigentlich drei sein, einer fehlt mir also noch) Arten von Übergängen feststellen, die in Hegels System zusammen kommen:

Der sozusagen "lineare", abfolgende Übergang: aus a ergibt sich folgendes Problem, welches zu dem Widerspruch b führt, welcher selbst widersprüchlich in sich ist, so dass wir zur Grenzüberschreitung auf Position c kommen, in der die gemeinsamen Grundlagen von a und b gesehen werden, a und b aufgehoben sind..."

In der Linearität wird dann aber der Widerspruch mitgeschleppt.

A (un)gleich A = immanenter Widerspruch in A

im Kampf der Identität mit der Nichtidentiät wird ungleich A abgespalten und zu B.

Nun stehen sich A <=> B widersprüchlich gegenüber, die zwar auf gewissen Weise sich und den Widerspruch aufheben, ihn aber trotzdem weiter mitschleppen.

Dies dokumentierst Du sehr gut mit den Worten:

"auf Position c zu kommen" <g>

Du betrachtest nämlich den Widerspruch von A gleich/ungleich A ./: B bereits aus der Position von C. Und vielleicht dünkt Dich nur, es hätte auf "c" "eine Grenzüberschreitung" und Aufhebung gegeben?

Statt sozusagen den Weg für sich, so wie er sich chronologisch, schritt für schritt, stufe für stufe darstellt zu betrachten, könne wir das ganze auch ansich, aus der Vogelperspektive betrachten (und an-und-fur-sich sollte beides zu dem selben Resultat kommen):

Es kommt wieder darauf an, welchen Begriff der Vernunft, der Entwicklung Du unterstellst.

Im Ansichsein ist zwar das Fürsichsein enthalten, aber vielleicht noch nicht ausgereift?

Damit will ich andeuten, ich bezweifel, dass Dein "C" eine neue Qualität darstellt.

Im Rahmen der "Linearität" wird imho der Widerspruch mitgeschleppt und entfaltet sich auf neuer Stufenleiter, ist aber der gleiche Widerspruch geblieben.

>Danach unterteilt (Urteil) sich der allgemeine Begriff

Welchen "allgemeinen Begriff" setzt Du gerade voraus?

in seine Besonderheiten, die als einzelner Begriff eine organische Einheit (Schluss) bilden, die Einheit des ursprünglichen allgemeinen Begriffs also "auf höherem Niveau" wieder herstellen. Ich habe mal ein bisschen dazu etwas in meinem Essay zum hegelianischen Begriff geschrieben.

Aber wenn Du schon den Aufstieg vom Abstrakten zum Konkreten machst, dann wäre "es" angemessen, auch anhand der Beispiele konkreter zu werden. Das allgemeine Schwadronieren über einen abstrakten "allgemeinen Begriff" ist leeres Räsonnieren <g>.

Wenn wir also logische, wissenschaftliche Ordnung in einen Gegenstand bringen (versuchen ihn ordentlich, logisch, wissenschaftlich zu denken und darzustellen),

Hmm. Nach Marx "paukt" uns "der Gegenstand" Wissenschaft ein. Und ist "der Gegenstand" unordentlich, so müssen wir versuchen, sein Unordnung zu begreifen ;-)

Das hat übrigens Hegel auch noch auf der Ebene der beobachtenden Vernunft selbst festgestellt. Du stellst ihn hier leider wieder auf den Kopf.

Dann versuchen wir die Gründe anzugeben für unsere Begriffe/Grenzziehungen, für unsere Ausgangsbetrachtungen (allgemeiner Begriff, innerbegriffliche Grenzziehungen bereits besonderer Begriff), für die Vielfalt der Erscheinungsformen, die relative Notwendigkeit der Erscheinungsformen und ihrer Unterteilungen, ihres Zusammenhanges (besonderer begriff).

Wir versuchen zuerst einmal den Gegenstand mit anderen Gegenständen zu vergleichen und ihn einzuordnen.

Je nach Gegenstand ist das nicht immer einfach, denn es gibt z.B. Lebewesen, die sowohl Pflanze wie auch Tier sind.

Je nach Stand unserer Wissens werden wir dabei unser Wissen anders anordnen, andere Grenzen ziehen, andere Anfangssätze sagen, andere Unterteilungen machen usw.

Nicht nur "anders anordnen" - denn damit verblieben wir auf dem bisherigen Wissensstand, den wir nur anders aufteilen.

Ggf. wird ein Wissenssprung erzeugt, der das gesamte bisherige Wissen und sein Ordnung revolutioniert, d.h. aufhebt, oder vulgär gesprochen: "über den Haufen wirft"...

Diese erscheinen dann jemandem Außenstehenden, der nicht mit den Gründen dafür vertraut ist fix, gegeben, vielleicht gar (Wenn er sich sehr wenig auskennt oder sehr ignorant ist) willkürlich.

Innerhalb des gegebenen begrifflichen Rahmens erscheint dann manches starr, ausgeschlossen usw. Aber dabei wird vergessen, dass unsere grundlegenden Begriffe, Anfangsbestimmungen usw selbst begründet sind

Bei Hegel wird das ja bekanntlich immer noch als "Anfangsproblem" angezweifelt. Dies blendest Du vollkommen aus.

(wobei an die Begründung immer der Anspruch / Maßstab angelegt wird, dass sie so ihr Objekt / Thema am besten treffen), also auch subject to change.

(...)

Daraus folgt also: Hegels System kann im ganzen und in jeder einzelnen Stelle dort umgestellt/umgemodelt werden, wo sich bessere Gründe dafür finden, wo dadurch das beschriebene besser erfasst wird.

Eben nicht. Damit negierst Du Hegels System. Und Annette ist der List der Vernunft immer auf der Spur. Sie zweifelt nicht nur die Entwicklungsschritte, sondern auch den Anfang und das Ende an.

>Wie gesagt hat das Hegel selbst ja auch so gehalten.

Tja, die Liebe in seinen "Frühen Schriften" wird bei ihm zum Rechtsfetisch im Spätwerk und damit unterdrückt. Es sei denn, dass man die Entfremdung, Ausbeutung und Unterdrückung lieben soll.

Es ist hier auch ähnlich wie eben sonst auch in der Wissenschaft (deren rationaler Kern ja Hegel in seiner Logik "auf den Begriff" bringt):

wenn du z.B. in der Mathematik, der Physik, der Biologie oder sonstwo ein "Gesetz" findest, nehmen wir mal die Gesetze der Mechanik: dann ärgerst du dich doch nicht darüber, dass jetzt all das aus dem Möglichkeitskontinuum ausgeschlossen ist, was vorher drinnen war.

Hmm. Newton schloss aus, was gar nicht auszuschließen ist.

Hegel schreibt dazu in seinen Bemerkungen zur Kategorie der Möglichkeit in Paragraph 143 der Enzyklopädie.

Das was du verloren hast, sind ja nur eingebildete Möglichkeiten, Möglichkeiten, die du nur aus Unkenntnis geglaubt hast, während das was du gewonnen hast, sozusagen reelle Möglichkeiten sind

Tja. Das sieht man an der "freien Berufswahl". Für viele Jugendliche ist die "reelle Möglichkeit" aber kein Gewinn, sondern ein reelles "horror vacui" und hat rein gar nichts mit konkreter und reichhaltiger Wesensbestimmung, die sich dann entäußern kann und die die arme Möglichkeit hinter sich gelassen hat, zu tun.

welche übrigens, die ohne das Wissen davon evtl. gar nicht "konkret" "möglich" waren), du kannst nun mit diesem Wissen z.B. Mechanismen entwickeln die sich dieser Gesetze bedienen usw.

sollte sich das Gesetz hingegen als falsch herausstellen, sollte es also etwas z.B. als unmöglich darstellen, was doch möglich ist, so wird sich dies in einem Widerspruch zeigen, der zu einem neuen, besseren Gesetz führt usw. (das ist alles jetzt Widerholung, s.o.)

Hmm. Irgendwie kommt mir das sehr "gutgläubig" vor: nach dem Motto: "Die Vernunft wird sich schon durchsetzen".

Aber ich mache hier für heute erst einmal Schluss.

herzliche Grüße,
Angelika


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