Thesen zur Wahrheit
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a) Wahrheit ist weder absolut noch "überhaupt nicht", sondern immer relativ zu ihren Gründen (hier im allgemeinsten Sinne gebraucht). Jenseits der Gründe gibt es keine Wahrheit.

b) Der jeweilige Gegenstand einer Theorie soll durch ihr wissenschaftliches System angemessen erklärt (abgeleitet) werden (siehe Begriff-Artikel). Das wissenschaftliche System begründet dabei die Antworten zu den Fragen zu dem Gegenstand.

Umgekehrt begründet der Gegenstand die Theorie.

Es handelt sich ja dem Anspruch nach um eine Äquivalenz (Entsprechungs)relation, die also in beide Richtungen gelesen werden kann (A entspricht B, B entspricht A).

c) Jede Theorie mit Wahrheitsanspruch muss sich also auch gegen den Strich lesen lassen können:

ca- wenn die Theorie die Wahrheit über den Gegenstand ist, so muss sie sich auch aus dem unbefangenen Untersuchen ergeben können, so muss sie auch aus den "Fakten" destillierbar sein, muss sie auch mit neuen "Fakten" in Übereinstimung zu bringen sein (in diesem Sinne verhalten sich z.B. die Naturwissenschaften).

cb- wenn die Theorie die Wahrheit über den Gegenstand ist, so sollte unbefangenes Nachdenken über den Gegenstand im Endeffekt entweder zu der Theorie hinführen oder zu Erkenntnisfortschritt (im Sinne einer besseren Annährung an die "Wahrheit") führen, also zu begrüßen oder zumindest nicht zu befürchten sein.

d) Gerade (vielleicht sogar: NUR) eine Haltung, die den Wahrheitsanspruch ernst nimmt, wird lieber eine wahre neue Theorie annehmen als an einer sich als ungenügend herausstellenden alten / bisherigen festhalten.

e) Noch eine Nebenbemerkung als Konsequenz aus cb) und d): für eine z.B. politische Theorie sollte weder, wie es bei uns in der Regel der Fall ist, eine staats- / realitäts- /usw "treue" Grundhaltung als implizierter Maßstab eingenommen werden, aber auch nicht umgekehrt eine vorausgesetzte "kritisch-ablehnende". Sondern eben einfach eine möglichst unbefangene, nur der Wahrheit verpflichtete (psychologisch ist das nicht immer einfach, ganz klar).

f) Nur dann ist, nebenbei, gewährleistet dass die Theorie potentiell
anderen vermittelbar ist und vor allem, dies eine wichtige Einsicht gerade der Diskursethik (Habermas) und der Transzendentalpragmatik (Apel), den / die Gegenüber auch in Subjekt-Subjekt Relation ernstnimmt und seinen / ihre Einwände auch umgekehrt aufzunehmen bereit ist.

Statt der klassischen Modelle von entweder:

fa- Partei agitiert Volk (Volk / Arbeiter / "werktätige Massen" / Verelendete usw. sind also das Agitations"objekt", im Leninschen Modell genauso wie etwa in Werbung usw.)

fb- Partei drückt Wünsche des Volkes aus, ist ihr Sprachrohr (dies wohl die eher anarchistischen, rätedemokratischen oder wohl auch maoistischen Vorstellungen)

Wobei ich gerne zugebe, dass natürlich dem Anspruch (und wohl auch in der Praxis) eine "dialektische Einheit" versucht wurde.

Das obige inter-subjektive Subjekt-Subjekt Modell lässt sich jedoch nicht auf eine derartige "dialektische Einheit" reduzieren sondern ist etwas qualitativ neues. Hösle zeigt sehr schön die Grenzen des klassischen Hegelianismus (auf dem der anspruchvollere Marxismus beruht), diese "Intersubjektivität" angemessen kategorial zu erfassen, in seinem schon öfters von mir empfohlenen Buch "Hegels System".


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