vom Kopf auf die Füße
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Ausführlich setzt sich Castoriadis mit dem dialektischen Materialismus auseinander (S. 92 ff.). Er fragt provokativ: "Generationen von Marxisten haben mechanisch den Marxschen Satz wiederholt: Bei Hegel stand die Dialektik auf dem Kopf; ich habe sie wieder auf die Füße gestellt. Nie hat man sich gefragt, ob eine solche Operation überhaupt möglich ist und vor allem, ob sie imstande wäre, ihren Gegenstand seinem Wesen nach zu verändern. Genügt es, eine Sache umzukehren, um ihre Substanz zu verändern?
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Bei Hegel stand die Dialektik natürlich nicht "auf dem Kopf". Ein blöder und auch falscher Satz von Marx.

Frage ist doch erst einmal: was meint Marx mit "auf dem Kopf" (wenn wir mal contrafaktisch unterstellen, dass der Begriff "Dialektik" hier unproblematisch ist).

Die übliche Erklärung, dass bei Hegel der Geist die Materie hervorbringe, aus Ideen die Erscheinungen erklärt würden, während beim Materialisten Marx die Materie den Geist hervorbringt und die Theorien aus den Erscheinungen abgeleitet würden ist insofern irreführend, weil sich in diesem Punkt Hegel und Marx in Wirklichkeit gerade nicht unterscheiden, der angebliche Unterschied ist eines der am längsten geglaubten "Enten" / Gerüchte / Verleumdungen zu Hegel.

 In Wirklichkeit besteht der Unterschied mehr darin, dass Hegel den Prozess, der dabei abläuft, sehr differenziert und genau beschreibt, während Marx einfach die hegelschen Konzepte voraussetzt. (Wer das alles nicht glaubt, sollte sich z.B. mal den Abschnitt "Psychologie" in Hegels Enzyklopädie, Band 3 - stw 610 - durchlesen, oder den guten Kommentar dazu von Güßbacher. Mehr Literaturhinweise unter http://www.hegel-werkstatt.de/resourcen/bücher/index.htm)

Dies also dazu, warum ich den Spruch in seiner gängigen Interpretation für irreführend und falsch halte. Für blöd halte ich den Spruch deswegen, weil in dem Bild vom "umkehren", ja gerade keine dialektische Aufhebung angedeutet wird / stattfindet, sondern nur eine plumpe mathematische Entgegensetzung, also gerade keine Dialektik stattfindet.

Dies soll wohl auch angedeutet werden in der Kritik "Genügt es, eine Sache umzukehren, um ihre Substanz zu verändern?". Und die Antwort heißt natürlich -in dieser Allgemeinheit - nein. (Schulden ändern durch Änderung ihres Vorzeichens natürlich "ihr Wesen" für den Schuldner, aber sie bleiben immer noch im Bereich des Werts).

Angelika Goedde antwortet darauf:

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Ich denke, dass Marx Aussage: "Bei Hegel stand die Dialektik auf dem Kopf" überfrachtet falsch interpretiert wird.

Marx wollte damit ausdrücken, dass Hegel primär die ideengeschichtliche und philosophiehistorische Genesis der Entwicklung beschreibt, während er untersuchen will, wie diese Ideen produziert werden. D.h. Marx hat stärkeres Gewicht auf die tätige Menschheit gelegt.

Und in der Tat hat das nichts mit "Umstülpung" zu tun, sondern mit der Untersuchung, wie spezifische Gedanken, Bewusstseinsentwicklung gesellschaftlich durch die Produktionsweise zustande kommen.

Marx wollte im Grunde damit ausdrücken, dass der Inhalt der Gedanken nicht die Gedanken sind, sondern die materielle Produktion, die zu spezifischen Gedanken, Ideologien, Mythen, Fetischen führt.

Hätte Marx gewusst, was für ein Schindluder mit seiner "Umstülpungsformulierung" getrieben wurde, hätte er diesen Spruch sicherlich nicht gebracht. Und in der Tat haben die meisten Marxologen bzw. Histomat-Anhänger damit Hegel zu einem "toten Hund" gemacht. <<

Eine derartigen Marxinterpretation ist wohl in der Tat nicht nur kompatibel zu Hegel sondern sogar für den Hegelianismus fruchtbar, insofern passt sie zu dem, was ich hier machen möchte.

Ich möchte zur Abgrenzung von eventuell problematischen Verkürzungen dieses Statements aber auf den Artikel Genese vs. Geltung verweisen.


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